Spätestens seit dem Buch von Pascal Rémy ist das Gerücht im Umlauf, dass es für Restaurants leicht ist, einen Stern zu behalten. Es wird einfach zu schlecht kontrolliert, so die These. Hat man erstmal einen Stern erkocht, könne man sich ausruhen.
Dieser Eindruck drängte sich uns bei einem Besuch von dem michelinbesternten Halbedel’s Gasthaus in Bad Godesberg auf. Wir hatten für 21 Uhr einen Tisch bestellt und kamen 20 Minuten zu spät. Nach einem bescheidenen Empfang dauerte es noch einige Zeit, bis der Chef sich bequemte, die Karte zu bringen. Er eröffnete uns, wir könnten kein Menü mehr bekommen, weil wir so spät gekommen seien. Auf die Frage, warum man uns das nicht bei der Reservierung gesagt hätte, antwortete er, um 21 Uhr wäre es ja noch gegangen. Rückfrage: »Wegen zwanzig Minuten wollen Sie uns kein Menü mehr servieren?« Antwort: »Es ist ja jetzt schon kurz vor zehn. Gnädigerweise durften wir dann noch drei Gänge bestellen. Na gut, dachten wir, lassen wir uns nicht den Abend verderben und genießen wir das Essen.
Doch das Essen war entäuschend für ein Restaurant dieser Preislage und Dotierung. Handwerklich absolut okay, aber aromatisch hervorsehbar und unspannend. So etwa das Niveau des früheren Hotelrestaurant Brasserie im Dorint Venusberg (dort gab es aber keinen Stern und das 3-Gänge-Menü kostete 25 €). Und der Service: Überhaupt nicht standesgemäß: anrempeln und quer über den Tisch servieren. Find‘ ich ja normal nicht so schlimm, aber in dieser Preisklasse doch verwunderlich. Waren die zu hochnäsig uns gastfreundlich zu behandeln? Oder mittlerweile einfach Godesberger Dienstleistungsmuff? Schade.