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Das Marcipane-Kochbuch

Jan Weiler (Autor von »Maria, ihm schmeckts nicht«) hat sich mit dem Koch Corbinian Kohn zusammengetan und am Starnberger See die Vinoteca Marcipane aufgemacht. Die Aufgaben sind klar verteilt: Weiler sitzt im Lokal und tippt an seinen Texten, Kohn steht am Herd und kocht für die Gäste. Folgerichtig heißt ihr gemeinsames Werk literarisches Kochbuch: Kohns Rezepte aus der Vinoteca-Speisekarte wechseln sich mit Kurzgeschichten Weils ab. Die Rezepte sind nett und Weils Einwürfe steuern die Atmosphäre aus dem Restaurantbetrieb bei. Die Texte sind sie unaufgeregt. Banal wäre zu böse. Einfach ein Einblick in den Alltag im Marcipane. Und sie lesen sich leicht und flüssig – gehen runter wie Öl sozusagen.

Mindestens beim ersten Eindruck wirkt die Buchgestaltung mäßig gelungen. Die Typografie erinnert an die 80er Jahre, bei den Rezepten läuft der Text halb über die Fotos. Mit der Zeit setzt Gewöhnung ein, beinahe eine gewisse Akzeptanz, aber richtig überzeugend ist das Layout nicht. Der Inhalt des ordentlich gebundenen Buchs ist den kleinen Preis aber in jedem Fall wert.

Die Rezepte sind vielfältig und originell. Die Krake gebraten mit Ananas, Chili und Mandeln macht auch ohne Weilers Begleitgeschichte sofort Lust auf’s Nachkochen. Wer eine reife Avocado herumliegen hat, macht den aromatischen Salat mit Tomaten, Oliven, Avocado und Cashews. Dem Winter kann man auch gut trotzen mit einer Maispoulardenbrust mit Balsamico-Linsen und Portweinsauce. Abrunden lässt sich das für alle im Grenzgebiet zu Österreich durch Topfenknödel mit Sauerkirschen oder für alle anderen mit einer Zitronentarte mit Lemon-Curd. Und wer nicht kocht, liest eben Jan Weiler.

Corbinian Kohn, Jan Weiler: Das Marcipane-Kochbuch, 2009, Gräfe und Unzer, ISBN 9783833813962, 19,90 €